auf den Spuren der Pferde

2023-06-02 20:16:50


Ein Reisebild meiner frühen Jugend mit einem Baum, einer alten Kiefer, begleitet mich immer wieder auf meinem jetzigen Weg. Damals die Kiefer am Rande einer steil abfallenden Küste, ein weitläufiger Strand, den man kaum wahrnimmt, nur im Kreis um das Lagerfeuer sieht man den Sand, in das Meer hineinfließend, das man in der nächtlichen Dunkelheit rauschend erahnt, mehr als sehend. Dahinter, an der Felsküste ein Felsüberhang, der eine höhlenartige Nische bildet.

In diesem erlebten Bild höre ich vertraute Geräusche meines damaligen Gefährten, wie er sich eine Zigarette anzündet und im Feuer mit einem langen Ast herumstochert, ich, oben am Rand der Steilklippe, auf die Strandebene hinuntersehend, an dieser einen Kiefer sitzend und mich am Baumstamm anlehnend. Langsam blicke ich gegen den Himmel und erblicke eine unendliche Anzahl an Sternen da oben.

Und damals überkam mich ein tiefer Frieden, dieses Gefühl ist bis heute anhaltend, wenn ich an dieses Bild denke, dieser Frieden, der die Unendlichkeit berührt. Ich dachte damals: ja, das ist es, so kann es immer sein, immer, so einfach kann es sein.

Während ich nun, fast vierzig Jahre später, zurück zum Haus gehe, durchs nasse Gras, wird mir klar: es ist wieder einmal Zeit, Altes und Vergangenes hinter mir zu lassen, um den Weg weiterzugehen in die Freiheit des noch tieferen Sinns, etwa mit meinen Tieren unterm Sternenhimmel atmend. Etwa am Lagerfeuer in der Nähe eines Wassers verweilend, das Schnauben eines Pferdes vielleicht hinter mir hörend, um gemeinsam die Stille des Seins zu genießen, am Feuer den Geräuschen nächtlicher Wildtiere lauschend und im Rauschen des Meeres die unendliche Wiederkehr des Lebensatems zu spüren, der mein Herz friedlich werden lässt, wie damals auf der Reise.

Vielleicht weiter und weiter den Spuren der Pferde folgend, kleinen und großen Pferden, wilden und kumpelhaften, den Geruch der Pferde in mir aufnehmend, das Fell meiner Kleinen berührend und mit ihnen dem Regen zuhörend, ist Sinn genug in die Sinnlichkeit des Seins einzutauchen und im Hier und Jetzt den Anker der Unendlichkeit zu werfen, mit schaurig schöner Erwartung, was da kommen mag, immer wieder den Weg der neuen Fülle zu betreten, mit einem Fußtritt, einem festen, auf diesem Weg. Und vielleicht mit einem Huftritt neben mir, den Spuren der Pferde folgend. (A.B.)




Text A.B., © Astrid Bayer, all rights reserved

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